Corona auf Mallorca: Wenig Aussicht auf Besserung
06.01.2021 – Die wirtschaftliche Notlage vieler Menschen in Folge der Corona-Pandemie spitzt sich immer weiter zu. Mallorca steckt in einem harten Winter und das mit wenig Aussicht auf kurzzeitige Besserung.
Durch den fast völligen Wegfall des Tourismus auf der Insel ist ein extrem großer Anteil der Bevölkerung wirtschaftlich hiervon betroffen. Die Zahl der Arbeitslosen ist erschreckend in die Höhe geschnellt und vielen Unternehmen droht die Pleite, wenn sie es nicht schon sind. So findet man zurzeit in fast sämtlichen Zeitungen Berichte über die beängstigende Situation.
Vor den Tafeln in Palma und in vielen anderen Orten stehen täglich lange Schlangen. Menschen warten hier auf kostenlose Essensausgaben. Längst befinden sich in diesen Schlangen nicht nur Obdachlose. Die Anzahl der Bedürftigen, die hier warten, wird durch die wirtschaftliche Notlage täglich größer. Viele dieser Menschen schämen sich wegen ihrer schlechten Situation und möchten deshalb möglichst nicht erkannt werden. Manche tragen deshalb extra Sonnenbrillen.
Laut einer Studie der balearischen Universität ist inzwischen jeder vierte Einwohner Mallorcas betroffen und zählt zu den „nuevos pobres“ den „neuen Armen“. Junge Akademiker, Familien mit Kindern, Besitzer von Cafés und Hotels, Menschen, die direkt oder indirekt in der Tourismusbranche gearbeitet haben, warten nun auf Almosen und andere Hilfeleistungen.
So hatte alleine das Deutsche Rote Kreuz im Jahr 2020 schon bis Oktober über 52.000 Hilfspakete mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln ausgegeben.
Danach war die Zahl der Bedürftigen aber nochmal um ein Vielfaches angestiegen, sodass auch die Hilfsorganisationen an ihre Grenzen stoßen.
Auch die Hilfs-Organisation „The Hope“ die in Santanyi gegründet wurde, hat ihren Hilfsradius mittlerweile deutlich ausgeweitet. Anfang der Krise war eigentlich die ursprüngliche Idee der beiden deutschen Gründerinnen, das lokale Gewerbe zu unterstützen. Sie hatten deshalb über soziale Netzwerke einen Aufruf gestartet, mit dem ein Überblick über die noch geöffneten Läden geschaffen werden sollte. Die Daten wurden über die Internetseite hope-mallorca.org gesammelt. Inzwischen werden mithilfe vieler Ehrenamtlichen Lebensmittelspenden und andere Dinge des täglichen Bedarfs von Supermärkten gesammelt und an Bedürftige verteilt.
Die Not der Menschen geht inzwischen so weit, dass sich viele auch nicht mehr die Miete für ihre Wohnung leisten können. So sieht man immer mehr Menschen, die in ihren Autos oder am Straßenrand übernachten. Gleichzeitig wächst in der Bevölkerung auch die Angst vor Kriminalität. Man befürchtet Überfälle und Einbrüche von Verzweifelten.
Die neuesten Zahlen lassen leider nicht auf kurzfristige Besserung der Situation hoffen. So liegt die Zahl der Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner zeitweilig nah bei 600. Somit ist keine Lockerung der Coronamaßnahmen in Sicht. Stattdessen können die nun geltenden, verschärften Corona-Regeln und ein eventueller neuer Lockdown den Todesstoß für weitere Unternehmen bedeuten.
Trotzdem lassen wir uns den Optimismus nicht nehmen! So hoffen wir, dass sich die Situation für die Betroffenen durch die strengeren Corona-Regeln – und nicht zuletzt die Impfungen – in naher Zukunft bessert. Diese wunderschöne Insel lebt von dem Tourismus und wir können es kaum abwarten, wieder dorthin zu fliegen. Unser Respekt gilt all den Menschen, die versuchen zu helfen, wo es nur geht.